-der See im Wald, unweit der Straße, die ich so oft mit meinen Freunden entlangfuhr
-der Garten, in dem erst meine Oma mir, anschließend ich meiner Oma, das Inlineskating versuchten beizubringen
-die ewig weiten Felder in Dänemark, über die wir bei Sonnenuntergang rannten
-der kleine Spielzeugladen an der Seine
-der Steinstrand, an dem ich mich damals endgültig in das Meer und die Freiheit verliebte
-die Allee an der Leipziger Messe, in der wir uns verewigten
-das Windrad weit hinter der Einbahnstraße
-die Wiesen und Felder hinter der Kiesgrube, auf denen ich die bunten Kiefernsprößlinge und mit Wasser gefüllten Schirmpilze fand
-der kleine Park gegenüber meiner alten WG
-der grün geflutete See
-auf die meergeküssten Klippen
-zu der Lichtung zwischen den Mammutbäumen
- weg-
Nicht einmal der modrige, nasse Duft des Ufers kann mich noch wach halten. Wie weit würdest du mich tragen, werter Fluss, wenn ich auf dir schweben könnte, wie die Blätter es mir vormachen? Hoffentlich bringt der Regen eine kleine Flut mit sich, greift nach meinem Moosbett am Ufer und trägt es in ein Paralleluniversum, in dem sich Mensch tatsächlich an Verstand und Gefühl bedient. Mit jeder kleinen Welle wird der Staub der Stadt weggewaschen bis nichts mehr übrig bleibt. Weder von gestern, noch von mir. Wir werden einfach von wirren Träumen aufgesaugt.
Wie die Tür zu einer Wohnung kann man sich für die Außenwelt
verschließen. Einkehren in ein gemütliches Zuhause und machen, was immer
man für angebracht hält. Sich zurücklehnen und ruhen, aufräumen oder
verarbeiten, was man schon so lange vor sich herschiebt. Bin ich in mir,
dann finde ich endlich Zeit zuzuhören. Zu oft vergesse ich, dass mein
Herz bereits die Antworten auf meine Fragen kennt. Doch die Stimmen der
Gesellschaft sind meist lauter als die, von Körper und Geist. Allein
ist es absolut nicht vorwurfsvoll sich mit Musik über Verlust und
Sehnsucht in eine angenehm triste Stimmung zu versetzen, die sich
hervorragend eignet, um sich melancholisch in der Vergangenheit zu
wiegen. Allein, kann ich mich motivieren. Allein fühle ich mich am stärksten. Ungestörte Tagträume, freies
Fühlen, weil alles Berechtigung findet, sei es Wut, Trauer, Freude oder
Verzweiflung. Alte Briefe lesen. Neues ausprobieren und lehrreiches
Scheitern ohne Publikum. Spazieren, den Weg ganz intuitiv wählen, erst
in den Himmel, dann wieder hinunterschauen und schließlich bemerken, dass man zumindest in seinem eigenen Herzen bereits einen Platz gefunden hat. Alleinsein kann wirklich ein Segen sein, solange man nicht einsam ist.
Hier oben am Hang verbringe ich nun die Tage, blicke hinunter ins Tal und geradezu in den Himmel. Die Sonne brennt die Trübheit des Winters von meiner Haut, während ich begreife, wie endlich meine Freiheit ist. Dachte ich vor Kurzem noch die Mauern wären niedrig. Schließlich, so kam es mir vor, könne ich darüber hinwegsehen. Doch was sich am Horizont zeigt, ist doch nie das Ende der Welt. Als wäre mir das alles fremd gewesen. Nun, wo sie vor mir liegen, heben sich die Grenzen plötzlich ganz deutlich ab.
Schritt für Schritt nährt sich der Klippenrand. Dahinter die Felswand und irgendwo da unten die Straße. Die Arme weit, nur mit den Zehenspitzen den Boden berührend, bleibe ich stehen, anstatt einfach wegzufliegen. Doch ich spüre deine Anwesenheit.
Jetzt können wir uns also endlich in die Augen schauen, liebe Freiheit. Nur du und ich, und die Ketten, die mich festhalten. Wann waren wir uns zuletzt so nah? Du flüsterst mir ins Ohr: "Ich bin nur deine Utopie, wir werden uns niemals berühren können" und ziehst erneut an mir vorbei, ohne mir nur einen einzigen Kuss zu geben.
Der Wind war kühl, die Stadt laut und alles um uns herum dunkel gefärbt. Irgendwo weit hinter den Häusern zog sich der Tag zurück und überließ die Welt den Schatten. Nur meine Beine folgten, hielten mich an deiner Seite.
Was wäre, wenn...? Nein. Lass es los. Die Zeit rennt. Hier die Chance. Nun greif' sie doch endlich. Was? Ich will dir nur noch etwas folgen. Wo sind wir?
Früher kannte ich dich besser. Du warst hochexplosiv. Tagsüber leise und nachts laut. Blasse Bilder von kontrastreichen Träumen. Die Haare wie deine Gedanken meist wild. Doch du bist irgendwo abgetaucht, eins geworden mit dem Schatten, hinter dem du dich versteckt hast. Bei Sonnenschein suche ich nach jemanden, der die Nacht liebt. Natürlich begegnen wir uns nie.
Ein Jahr später liegen mir deine Worte wieder schwer im Hals.
Wir trafen uns erst an der Tür.
Ich war bereits fest entschlossen zu gehen.
Es wäre so leicht gewesen noch einmal umzudrehen,
aber ich ging.
Und so tatest du es auch,
nur stumm und in eine völlig andere Richtung.
Als ich dich bat zu bleiben,
nichts als Stille.