29. April 2020

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Irgendwo zwischen blauen und grünen Flecken, 
kann ich deinen Puls fühlen,
aber kaum Leben. 
Diese unsichtbare Masse legt sich auf deinen schmalen Körper,
drückt so schwer auf die Lungen,
dass der letzte Hauch Hoffnung entweicht,
sich im Wind verliert,
vielleicht auch augenblicklich erfriert.
Sie wird dich unter sich vergraben,
 einbetonieren, gänzlich verschlingen.
Kein Zucken, kein Laut, 
aber Erleichterung 
in deinen liebenden Augen. 
Der letzte Kampf ist vorüber.

26. April 2020

Frage #35 // Welche Orte möchte ich (nochmal) besuchen?

-der See im Wald, unweit der Straße, die ich so oft mit meinen Freunden entlangfuhr
-der Garten, in dem erst meine Oma mir, anschließend ich meiner Oma, das Inlineskating versuchten beizubringen
-die ewig weiten Felder in Dänemark, über die wir bei Sonnenuntergang rannten
-der kleine Spielzeugladen an der Seine
-der Steinstrand, an dem ich mich damals endgültig in das Meer und die Freiheit verliebte
-die Allee an der Leipziger Messe, in der wir uns verewigten
-das Windrad weit hinter der Einbahnstraße
-die Wiesen und Felder hinter der Kiesgrube, auf denen ich die bunten Kiefernsprößlinge und mit Wasser gefüllten Schirmpilze fand
-der kleine Park gegenüber meiner alten WG
-der grün geflutete See
-auf die meergeküssten Klippen
-zu der Lichtung zwischen den Mammutbäumen
 - weg-

16. April 2020

Weggeschwemmt

Nicht einmal der modrige, nasse Duft des Ufers kann mich noch wach halten. Wie weit würdest du mich tragen, werter Fluss, wenn ich auf dir schweben könnte, wie die Blätter es mir vormachen? Hoffentlich bringt der Regen eine kleine Flut mit sich, greift nach meinem Moosbett am Ufer und trägt es in ein Paralleluniversum, in dem sich Mensch tatsächlich an Verstand und Gefühl bedient. Mit jeder kleinen Welle wird der Staub der Stadt weggewaschen bis nichts mehr übrig bleibt. Weder von gestern, noch von mir. Wir werden einfach von wirren Träumen aufgesaugt.


12. April 2020

Gestern

Als ich gestern Abend auf der Wiese am Westhang lag und der Sonne zusah, 
wie sie über den Berg wanderte, 
um schließlich hinter dem Horizont zu verschwinden, 
dachte ich ganz kurz an die Tage, 
die ich nur mit Warten verbrachte.
Warten auf das Wochenende.
Warten auf den Sommer.
Warten auf Antworten.
Lächerlich, sagte ich mir, warum soll jetzt kein guter Moment sein,
 um mich zu vergewissern, dass es dir gut geht? 
Da gesellte sich ein Tagpfauenauge zu mir. 
Das war kein Moment der Schwäche. 
Es war der Tiefpunkt meiner Stärke, Stimmt's? 
Er zog weiter.
Die Zweifel begannen sich gegenseitig aufzufressen,
bis nur noch wenige Riesen übrigblieben.
Erstaunlich laute Flattergeräusche hinter mir...
Ihr seid euch so ähnlich.
Flüchtig und ungreifbar.
Sanft und leise.
Hast du aufgehört zu trinken,
oder warum schreibst du mir nicht mehr tief in der Nacht
von warmen Orten und süß duftender Freiheit?
Der Tagpfauenauge schwieg.
Du dachtest wohl, ich würde auf deine Antwort warten?
Nein, ich liege hier nur wegen des Sonnenuntergangs.


8. April 2020

Frage #51 // Warum liebe ich es so sehr allein zu sein?

Wie die Tür zu einer Wohnung kann man sich für die Außenwelt verschließen. Einkehren in ein gemütliches Zuhause und machen, was immer man für angebracht hält. Sich zurücklehnen und ruhen, aufräumen oder verarbeiten, was man schon so lange vor sich herschiebt. Bin ich in mir, dann finde ich endlich Zeit zuzuhören. Zu oft vergesse ich, dass mein Herz bereits die Antworten auf meine Fragen kennt. Doch die Stimmen der Gesellschaft sind meist lauter als die, von Körper und Geist. Allein ist es absolut nicht vorwurfsvoll sich mit Musik über Verlust und Sehnsucht in eine angenehm triste Stimmung zu versetzen, die sich hervorragend eignet, um sich melancholisch in der Vergangenheit zu wiegen. Allein, kann ich mich motivieren. Allein fühle ich mich am stärksten. Ungestörte Tagträume, freies Fühlen, weil alles Berechtigung findet, sei es Wut, Trauer, Freude oder Verzweiflung. Alte Briefe lesen. Neues ausprobieren und lehrreiches Scheitern ohne Publikum. Spazieren, den Weg ganz intuitiv wählen, erst in den Himmel, dann wieder hinunterschauen und schließlich bemerken, dass man zumindest in seinem eigenen Herzen bereits einen Platz gefunden hat. Alleinsein kann wirklich ein Segen sein, solange man nicht einsam ist.

7. April 2020

Über die Liebe meines Lebens



Hier oben am Hang verbringe ich nun die Tage, blicke hinunter ins Tal und geradezu in den Himmel. Die Sonne brennt die Trübheit des Winters von meiner Haut, während ich begreife, wie endlich meine Freiheit ist. Dachte ich vor Kurzem noch die Mauern wären niedrig. Schließlich, so kam es mir vor, könne ich darüber hinwegsehen. Doch was sich am Horizont zeigt, ist doch nie das Ende der Welt. Als wäre mir das alles fremd gewesen. Nun, wo sie vor mir liegen, heben sich die Grenzen plötzlich ganz deutlich ab.

Schritt für Schritt nährt sich der Klippenrand. Dahinter die Felswand und irgendwo da unten die Straße. Die Arme weit, nur mit den Zehenspitzen den Boden berührend, bleibe ich stehen, anstatt einfach wegzufliegen. Doch ich spüre deine Anwesenheit.


Jetzt können wir uns also endlich in die Augen schauen, liebe Freiheit. Nur du und ich, und die Ketten, die mich festhalten. Wann waren wir uns zuletzt so nah? Du flüsterst mir ins Ohr: "Ich bin nur deine Utopie, wir werden uns niemals berühren können" und ziehst erneut an mir vorbei, ohne mir nur einen einzigen Kuss zu geben.



6. April 2020

Aus dem Zusammenhang gerissen

Der Wind war kühl, die Stadt laut und alles um uns herum dunkel gefärbt. Irgendwo weit hinter den Häusern zog sich der Tag zurück und überließ die Welt den Schatten. Nur meine Beine folgten, hielten mich an deiner Seite. 
Was wäre, wenn...? Nein. Lass es los. Die Zeit rennt. Hier die Chance. Nun greif' sie doch endlich. Was? Ich will dir nur noch etwas folgen. Wo sind wir? 
Mist, schon wieder verkopft. 

5. April 2020

Ausgebliebene Rebellion



Früher kannte ich dich besser. Du warst hochexplosiv. Tagsüber leise und nachts laut. Blasse Bilder von kontrastreichen Träumen. Die Haare wie deine Gedanken meist wild. Doch du bist irgendwo abgetaucht, eins geworden mit dem Schatten, hinter dem du dich versteckt hast. Bei Sonnenschein suche ich nach jemanden, der die Nacht liebt. Natürlich begegnen wir uns nie.


2. April 2020

Willst du nicht noch bleiben?

Ein Jahr später liegen mir deine Worte wieder schwer im Hals.
Wir trafen uns erst an der Tür.
Ich war bereits fest entschlossen zu gehen.
Es wäre so leicht gewesen noch einmal umzudrehen,
aber ich ging.
Und so tatest du es auch,
nur stumm und in eine völlig andere Richtung.
Als ich dich bat zu bleiben,
nichts als Stille.