22. November 2020

Geduld

Fast hätte ich die Magie eines nächtlichen Spaziergangs, nur begleitet von leiser Musik, die all den Schmerz der Welt besingt, vergessen. Neben mir kann ich die Weißeritz plätschern hören. Das Wasser muss eisig sein und trotzdem würde ich nichts lieber tun als mich hineinzulegen. Hier fühlt es sich wie Zuhause an - sicher, warm und kuschlig. Die kalte Luft ist wie ein Hammer auf meinen Narben und auch mein Hals wird trocken. Doch für meine Seele ist er Balsam. Die ganzen Zweifel, die wie Steine auf mir liegen, werden einfach weggeweht als wären sie genauso leicht wie die Blätter der Bäume. Ich wünchte es gäbe eine Medizin, die mich so schnell heilen könnte, wie es der Wind jedesmal schafft.



20. November 2020

An der Oberfläche schwimmen

Meine Gedanken drehen sich kreiselförmig und unfassbar rasant um meinen Kopf. Ich kann sie kaum noch im Blick behalten. Irgendwo zwischen schönen Erinnerungen aus den letzten Jahren, den immer noch präsenten Eindrücken dieses Sommers und all der Ungewissenheit und Hoffnungen, die ich in der Zukunft aufbeware, habe ich mich schon wieder verloren. Doch immerhin kenne ich mittlerweile einige Erste-Hilfe-Griffe gegen den aufsteigenden Blues der langsamen Genesung. Denn seltsamerweise bin ich immun gegen aufbauende Worte, egal von wem sie kommen. Doch die Stärke und das Selbstvertrauen trage ich schon lange in mir. Das weiß ich ganz genau. Schließlich habe ich lange an ihrer Verinnerlichung gearbeitet. Allerdings braucht es in letzter Zeit einige Anläufe, um sie aus der Tiefe zu angeln. Aber sie sind da und darauf kann ich vertrauen. Gut möglich also, dass ich, um mich aus der Trauer der vergangen Tage zu befreien, den halben Tag, begleitet von guter alter Musik, durch die Wohnung getanzt bin und überall gut sichtbare, kleine Erinnerungen an mich selbst aufgehangen habe. Denn eigentlich gibt es keinen Grund zu weinen. Ich bin okay. Was es nicht ist, sind diese völlig irrsinnigen Ideale der Gesellschaft, die absolut nichts können bisauf Selbstzweifel und Unmut streuen. Sie wollen uns klein machen und tatsächlich ist es leicht, die eigene Größe und Stärke zu unterschätzen.