16. August 2023

Monate

Weißt du, der Abschied war länger als ich ihn mir vorgestellt habe. Er war voll mit Nächten, in denen ich allein durch das nasse Tal gelaufen bin, die Hose voller Regentropfen und Tau bis zu den Hüften vom hohen Gras, die Augen schwer und müde. Auf schleifenförmigen Pfaden von ziellosen, fragenden Gedanken begleitet, auf die du mir nicht antworten konntest, bin ich bis hoch zur Brücke gewandert, in der Hoffnung der Wind kann mir verraten wo ich hin soll. Doch er hat dieselbe traurige Melodie gepfiffen, die er immer spielt, wenn ich dort bin. Manchmal frage ich mich schon noch, was du gesagt hättest, hätte ich den Mut und die Möglichkeit gefunden, alle Zweifel vor dir auszubreiten. Ich glaube, wir hätten sie mit aller Kraft angeschwiegen. Ich, weil ich nicht gewusst hätte, wie ich sie formulieren hätte können und du, weil sie so absurd unpassend im Raum stehen wie Kunst, die keiner von uns versteht. So haben sie mich eine gefühlte Ewigkeit in alle Richtungen gezogen und ich bin ihnen gefolgt bis zum letzten Schritt, aber nicht zurück nach Hause, sondern in die Ferne, mit der Aufforderung endlich den Kopf zu heben und Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Trotzdem wird mir das Herz schwer, wenn ich daran denke, dich in meiner Unordnung zurückgelassen zu haben.