26. August 2021

Der erste Morgen

 

Feuchte Erde, schwere Wolken und kalte Nächte. Tagelang.
Der Regen an der Zeltwand singt mich leise in den Schlaf.
Wann war ich das letzte Mal so müde?
So tiefentladen.
Erwarte ich zu viel von der Welt oder sie zu viel von mir?
Was ist das nur für ein merkwürdiger Sommer.
Erinnerungssequenzen formen die Geschichten neu
und am Ende neutralisiert sich mein Gemüt,
als sei mein bisheriges Leben nur ein Traum gewesen. 

Mit dem Blick nach links, seh ich die Haut von meiner Hand fallen.
Ich kann immer noch spüren wie sich mein Gesicht ablöst und in gefühlt nie endender Dunkelheit versteinert. Ich seh dich neben mir hocken, während sich deine Knie schälen wie halbtrockener Wachs.  Der trockene Geschmack von Ruß und Schläuchen liegt mir unverkennbar auf der Zunge.

Ein Fuchs schleicht um mein Zelt herum. 

Egal wie viel Holz wir nachlegen, das Feuer wird die Nacht nicht für immer andauern lassen. In ein paar Stunden sind wir wieder Fremde, aber ich bewahre deine Tränen in einer winzigen Schatzkiste auf. Die Worte, bei denen deine Stimme zitterte, sind die einzigen, an die ich mich erinnern kann. Es tut mir so leid. Klar, ich hatte nach dir gesucht, aber nur, um nicht allein den Grillen lauschen zu müssen. Bitte vergiss die Herzschläge und meine Engstirnigkeit.

Es raschelt unter meinem Kopf, aber ich traue mich nicht, mich zu bewegen. Wie eisig ist dieser August?

Ich seh dich schon von Weitem auf mich zurennen. Diese Mähne ist unverkennbar. Wie oft habe ich mich darin verloren, wenn du mich völlig fertig durch den Tag getragen hast. Die Entfernung zwischen uns will einfach nicht enden. Ich laufe dir entgegen und du fällst mir endlich in die Arme. Am liebsten würde ich mich einfach fallen lassen, in der Hoffnung, dass wir in einem anderen Universum landen.

Wo ist meine Kapuze... Mein Kopf gefriert.

Zwischen Sonnenauf- und -untergang lagen wir neben den Rädern im Gras und schauten in den Himmel. Zu beschäftigt die perfekte Geschichte zu schreiben, um den Moment zu genießen. Zu blind für die Realität, um die blauen Flecken nicht ausschließlich als Kunst zu betrachten. Hab ich auch davor schon so tiefe Narben mit mir getragen?

Es scheint hell zu werden. Ich muss mich finden.
Als ich aus dem Zelt steige, blendet mich unerwartet die Sonne.
Es riecht nach Nadelhölzern und Moos.
Zwischen den Ästen der Bäume glitzert es orange.
Endlich.
Das ist der neue Tag.