17. Januar 2021

Für wen hast du gelogen?

Dieses Konstrukt ist wacklig wie ein Kartenhaus. Doch ich weiß, dass wir es gemeinsam aufgebaut haben und ich fühle mich darin sicher. Jeder Winkel ist mir bekannt und ich weiß ganz genau, welche Flure ich meiden sollte, wenn ich hier unversehrt hinauskommen möchte. Mittlerweile ist es eine riesige Ruine und vermutlich, bin ich der letzte Mensch, der sich manchmal noch hierher verirrt. Dann schleiche ich durch die Gänge auf der Suche nach Relikten aus vergangenen Tagen. Der Putz rieselt von der Decke, die Blumen sind welk, die Bilder verstaubt und die alten Träume riechen modrig. Alles, was hier noch lebendig ist, sind meine Erinnerungen. Doch es sind keine Orginale mehr. Irgendwann begannen sie zu verblassen, also habe ich sie in leuchtenden Farben nachgemalt. In einem der Räume liegt etwas von mir begraben und ein Stück meiner alten Seele spukt durch die Gegend. Vielleicht kehre ich daher immer wieder zurück, egal wie gefährlich es ist. Bin ich hier, ist es wie früher und ich bin okay.

8. Januar 2021

Kurz vor Ausgangssperre

 

So viele Dinge zu tun. So viel Zeit zum Verschwenden.
Außerhalb meiner Mission des Wachsens scheint mir vieles unendlich sinnlos und unwichtig. Doch der Druck der Fristen überzeugt mich am Ende doch immer wieder es einfach zu tun, um Stress zu vermeiden. Doch liegt der Stress nun in meinem Kopf oder in den Dingen selbst?

Auf der einen Seite will ich mich auf die wunderbaren Dinge im Leben konzentrieren, auf der anderen Seite nicht die Motivation für so ziemlich alles andere verlieren. Und abseits all der vernünftigen Perspetiven, will ich mit dir im dreckigen Licht der Straßenlaternen tanzen, während im Hintergrund eine Playlist aus der Zeit, in der wir noch dachten, wir hätten unser Schicksal selbst in der Hand, spielt und ganz weicher, kalter Schnee wie die Asche längst verlorener Träume auf uns fällt.

6. Januar 2021

Was haben wir schon zu verlieren ?

  Es wird nicht perfekt, was auch immer das überhaupt bedeuten soll, aber es wird besser. Vor meinem inneren Auge sehe ich uns schon lachend im hohen Gras liegen, weil das Leben uns komplett überwältigt und wir unser Glück einfach nicht mehr händeln können. Ich weiß ganz genau, dass du mit Abstand der stärkste Mensch bist, den ich kenne. Wenn du nur erahnen könntest wie viel Kraft du mir schon seit einigen Jahren schenkst. Wann immer unsere Zeit reif ist, werden wir ganz bestimmt so groß und wunderbar blühen wie Sonnenblumen. Ich kann es kaum abwarten. Und wenn es nicht dieser Sommer wird, dann vielleicht der Nächste oder auch der Übernächste. Aber es wird sicherlich passieren und es wird sich wie ein inneres Neighbourhood-Konzert anfühlen - eine friedliche Revolution für die Seele. Denn im Grunde ist alles gut.


 

 

 

5. Januar 2021

Liebes 2021,

Ich wünschte, ich könnte dir meine Wünsche und Ziele in die Hände legen und damit jegliche Verantwortung zuschieben, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du nur eine Zahl bist. Und wenn nicht, dann hast du vermutlich trotzdem alle Hände voll zu tun. Nur zur Sicherheit möchte ich dir aber mitteilen, dass hier einige gebrochene Seelen anwesend sind. Sei also bitte, bitte mild mit uns, sodass wir es alle halbwegs geborgen bis ans Ende schaffen. Wenn ich im Sommer nur wieder friedlich unter dem Apfelbaum liegen und den Bienen lauschen kann, dann bin ich schon überglücklich. Und wenn ich im Dezember fröhlich singend durch den Wald streifen kann, dann räume ich dir einen gigantischen Ehrenplatz in meinem Herzen frei, der den Titel "Bestes Jahr meines Lebens" tragen wird. Aber mach' dir keinen Stress. Du bist nur ein Jahr und ich bin nur ein Mensch. Dem bin ich mir bewusst, keine Sorge. Wir schaffen das schon irgendwie.
Alles ist gut,
~Alexx