17. September 2022

Folg' mir doch in die Hölle

Nur durch dein stechendes Keuchen in meinem Nacken habe ich bemerkt, dass du überhaupt noch im Rennen bist. Ich dachte, ich hätte dich vor Langem abgehängt. Nun scheinen wir auf Augenhöhe zu sein. Das Ziel noch 100 Meter von uns entfernt, als du mich mit diesem verachtenden Blick anstarrst. Oh ja, ich kenne diesen Blick - Schön, dass wir so viel gemeinsam haben.
Was willst du mir noch sagen? Du hast mir bereits vor Jahren gelehrt, dass ich niemals genug sein werde. Du kannst nicht ablassen; Genauso wenig kann ich es. Es wird schon seine Gründe haben, warum wir uns immer wieder diesem Zweikampf stellen, ohne jemals auch nur einen Schritt über die Ziellinie zu treten. Vielmehr ist es eine Flucht. Es macht mir keine Angst, solltest du mich verfolgen. Ich fliehe nicht vor dir, sondern wie so oft vor mir selbst. Ich kann nicht sagen, wohin ich gehöre und es bleibt immer nur so wenig Zeit sich umzublicken und einen sicheren Ort zu finden. 
Die Dunkelheit nimmt mich in den Arm, während die Flammen in mir immer höher schlagen, in der Hoffnung, sie nur irgendwie ersticken zu können. Doch die unendliche Nacht raubt mir ebenfalls den Atem. Sie begreift viel zu langsam, die Wut und ich - wir können nur gemeinsam existieren. Sie ist in mir gewachsen, flächig wie Moos bis in den kleinsten Winkel und an manchen Tagen ist sie meine stärkste Kraft.