27. März 2021

blass und blauäugig

Ich wünschte ich hätte zu den richtigen Zeitpunkten
weniger und mehr Stille gelassen,
wäre nicht immer so flüchtig und kalt gewesen.
Vielleicht hättest du dann all deinen Mut zusammengenommen
und die Gedanken ausgesprochen.
Aber ich bin dir nicht weiter gefolgt, egal wie oft du an der Schnur,
die wir ganz provisorisch zwischen uns gespannt hatten,
gezogen hast.
Ich blieb ganz bei mir, aus Angst den falschen Weg zu wählen.
Dann habe ich den Faden verloren
und fand nicht mehr zu dir zurück.
Es bleibt nur die Frage,
ob dir mein Fehlen überhaupt aufgefallen ist
oder dir kalt wird, wenn du an mich denkst.




25. März 2021

Gezeichnet

 Über die letzten Wochen ist mir ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ich kann endlich sehen und verstehen, dass alles gut wird. Ich kann mir meine Narben ansehen und voll darauf vertrauen, dass ich sie bald schon genauso aufrechtig lieben werden kann, wie mein Verhältnis zur Melancholie. Natürlich ist fraglich, wie viel Zeit noch vergehen muss, eh ich euch der ganzen Welt voller Stolz vorstellen darf. Ihr seid so ca. 20% meines Äußeren. Teilweise noch sehr dick mit feinen Äderchen wie Bäche im Gebirge, bunt und strahlend, Wurzeln unter der Haut und vor allem laut. Mein Gott... ihr seid das lauteste Element an mir. Ihr brüllt eure Geschichte stumm in die Menge, sodass Anwesende ihren Blick gar nicht mehr abwenden können. Zügeln kann ich euch nur mit winterlicher Kleidung, aber das ist okay. Erzählt ihr eure Version nur so laut ihr wollt. Doch wenn ich unsere Geschichte erzähle, kommen darin keine Opfer vor, sondern wunderbare Überlebende und viele andere Held*innen. Außerdem handelt sie von Geduld, Ruhe und Stärke. Feuer und Flammen dagegen sind nur eine Metapher.

24. März 2021

Ist da noch frei?


Wenn ich dir noch einmal auf diese Art begegnen könnte,
unter den gleichen Umständen,
-in der letzten Bahn, eines viel zu langen Tages-
dann würde ich meine Zweifel beiseite legen
und mich völlig in der Nacht verlieren,
nicht nur die schlechte Laune raushängen lassen und
ich würde mit zu Bon Jovi kommen,
anstatt meine Ängste allein auf dem Dach zu überdenken.
Ich hätte dich nicht so oft warten lassen
und auch ganz generell,
wäre ich nicht so egozentrisch gewesen.

Aber du warst nicht dumm,
sondern elegant und stets freundlich.
Du bist nicht am Stacheldraht hängen geblieben,
aber dafür mir fremd.
Und das ist das Happyend in dieser Geschichte.
Kein Wiedersehen,
aber der perfekte Abschluss eines anderen Lebens.
Und ein Foto auf der Kamera eines weiteren Fremden,
der uns den Moment, aber nicht die Erinnerung klauen konnte.



23. März 2021

oder so.

Die Leute wurden von Wind und Kälte vertrieben. Ich blieb sitzen und schaute ins Tal. Versuchte mich völlig in mich zu kehren, in der Hoffnung dort Schutz zu finden. Schutz vor allem, was draußen ist oder sein könnte. Doch der Wind zog durch mich durch. Nur die Gedanken blieben hängen. Welcher Stein ist zuerst gefallen? Wer oder was hat ihn angestoßen und wo bin ich oder sie? Kann ich meinen Körper noch an irgendeiner Stelle dazwischen werfen, um diese Dominokaskade zum Stoppen zu bringen? Es schien endgültig keine Antwort auf die Frage, was überhaupt noch in meinen Händen liege, zu geben. Also verbeugte ich mich zum Abschied vor der Bedeutungslosigkeit und ging zurück. Leer, aber nicht leer genug, um mir eingestehen zu können, dass ich nichts bin. Ich verliere mich, also bin ich. oder so.