Ich hab immer noch ein Andenken von dem Tag, an dem wir uns zuletzt sahen und ich bin sehr froh, dass ich es damals mitnahm. Meine Erinnerungen an dich verknüpfen sich immer wieder neu über die Jahre und ich bin mir nicht mehr sicher was Realität und was Traum war, doch an diesen Abend kann ich mich noch recht gut erinnern. An meine Unsicherheit und den letzten Funken Hoffnung, an deine Zweifel und all die Tränen, die wir geweint haben und wie ich versucht habe mich möglichst stark zu verhalten. Ich weiß noch wie sich das Wasser der Elbe anhörte als es an uns vorbeifloss. Ich wünschte es hätte mich einfach mitgerissen. Ich sehne mich eh immer wieder nach dem Meer. Ich hätte einfach hineinspringen sollen und vielleicht wärst du mir gefolgt. Dann hätten wir beide jämmerlich ertrinken können und irgendjemand hätte die Tragödie in Worte und Akte verfasst. Vielleicht wäre es ein Besteller geworden. Allerdings hätte ich dann niewieder den Wind in meinem Gesicht spüren können. Ich hätte niewieder im Regen getanzt oder den Sonnenauf- und -untergang an die Kiesgrube sehen können. Ich wäre nie so stark oder überhaupt Ich geworden. Ich hätte keine melancholische Texte über vergangene Tage mehr geschrieben oder mich selbst in herzzerreißender Musik verloren. Ich wäre nie so oft nachts spazieren gewesen. Mein Leben wäre mit dir ganz anders verlaufen und ich hab keine Idee wie es gewesen wäre, aber so wie es jetzt ist, bin ich glücklich. So wie es vorkurzem war, war es perfekt. Ich glaube ich hätte trotzdem meine Freiheit entdeckt. Aber anders. Ich hätte nie die Ökos kennengelernt und wir hätten und nie so aufbauen können, wie wir es taten. Hätte ich mich an dem Tag in die Elbe gestürzt, hätte ich meine Familie nicht noch einmal neugewonnen. Zu gehen war keine schlechte Entscheidung und ich bin ziemlich froh, dass du mir eine große Verantwortung mit dieser Entscheidung genommen hast. Sicherlich hätten wir vieles besser, aber alles auch noch viel schlimmer machen können.
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