9. August 2022

Ist das Auf- oder Abbruchstimmung?

Die letzten Wochen sind wie in einem wirren Spielfilm vergangen. Eine latent unangenehme New Adult-Produktion, in der ich durchaus alle Kriterien für die Antiheldin erfülle, die Storyline sich aber voll und ganz um die Menschen, die um mich herum tanzten, dreht. Sie waren die treibende Kraft, mich durch eine gar nicht mal so außergewöhnliche Geschichte zu tragen. Mit erstaunlicher Leichtigkeit waren sie für den größten Teil der Zeit einfach glücklich, zu den richtigen Momenten offen für Betrübtheit und manchmal, da bin ich mir ganz sicher, waren sie auch ein wenig verliebt - Verliebt in andere offenherzige Menschen, in bedingungslose Wertschätzung und in die zum Greifen nahe Freiheit. Ich bewegte mich unauffällig zwischen ihnen, unter der unangenehmen Spannung, langsam zu begreifen, was ich mir selbst vormache. Zu beschäftigt mit meinen eigenen Gedanken, um auch nur ein einziges Mal gelingend zu kommunizieren, was ich brauche, um nicht auf der Stelle in unüberlegten Handlungen zu ertrinken - menschenleere weite Felder und mich selbst im Schutz der Nacht. 

Unter diesen Umständen ist es mir erstaunlich leicht gefallen, nach all den schönen Nächten unter dem klaren Sternenhimmel und unzähligen tiefen Atemzügen, in die Stadt zurückzukehren. Doch jetzt wo ich wieder hier bin, spüre ich den Staub mehr als je zuvor meine Lungen schwer werden lassen. Am liebsten würde ich auf der Stelle meine Sachen packen und umkehren - schließlich, und vielleicht haben meine Ängste das ganz bewusst eingefädelt, habe ich mich gar nicht richtig verabschiedet und die ganze Dankbarkeit mitgenommen, anstatt sie bei den Menschen zu lassen, denen sie gilt. 

Nun erinnere ich mich, wie du mich fragend ansahst, um herauszufinden, ob ich dich zum Abschied umarmen werde oder nicht. Ich wollte dich nicht hängen lassen. Im Gegenteil, ich war nicht bereit, mich überhaupt zu verabschieden. Die pure Illusion wird mich allerdings nicht so bald zurückbringen. Nun wird wohl nahezu ein Jahr vergehen müssen, eh ich wieder einen Fuß auf den Acker setze, insofern wir den Rahmen dafür schaffen werden.

Dass ich mein Handy zufällig kurz vor der Abreise im Juli verlor, hätte mir ein Zeichen sein sollen. Vielleicht ist jetzt die Zeit, um zu fliehen. Eine Flucht vor alten Gewohnheiten, der Enge, der Ausbeutung und der Augenbinde aus einfältigen Rechtfertigungen, mit der ich mich selbst davon abhalte, in ein wesentlich anderes Morgen zu schauen. 

Eigentlich hast du es mit diesem kleinen zynischen Satz, als wir davon sprachen, was uns bei den Umständen hält, die uns zügeln und erdrücken, gut auf den Punkt gebracht: Es könnte ja besser werden...

Der größte Gewinn, ist daher die Erkenntnis, dass ich mich nicht vor großen Entscheidungen drücken darf. Anderenfalls werden mich ihre Konsequenzen noch lange in die Knie zwingen. Ich weiß, dass jetzt dennoch nicht die richtige Zeit ist. Ironischerweise bin ich nur hier, um ein bis zwei Sachen mit stolzen Lächeln und der Nase gen Himmel zu beenden. Ja dieses Mal will ich es wirklich machen. Alles andere ist mir tatsächlich gerade gleichgültig. Soll der Zufall entscheiden, was passiert.


 



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