4. Juni 2022

ob vergessen eine Option ist


Wenn ich nachts nochmal laufen gehe, um der drohenden Wut zu entkommen, frage ich mich hin und wieder, ob ich heute mehr Ängste habe als noch vor ein paar Jahren oder ob ich mich unbemerkt alten Ängsten gestellt und sie vergessen habe, sich dafür aber neue eingeschlichen haben. Sie kommen unbemerkt und treffen mich in entscheidenden Momenten direkt in den Bauch. Nur scheint es, als würde ich nie bemerken, wann sie verloren gehen, wie gesammelte Steine, die so lange als Andenken in einer Jackentasche verweilen, bis man sich entscheidet, ein Rad zu schlagen oder über die Wiese zu kullern. 

Ja, ich wäre gern viel mutiger - nicht frei von Ängsten, aber bereit mich ihnen zu stellen, wenn es darauf ankommt. Was braucht es, bis ich die Kriegerin bin, zu der ich hinaufschaue? 

Vermutlich erinnerst du dich nicht, doch als du deine Hand nur ganz leicht auf meinen Rücken gelegt hast, konnte ich direkt diesen altbekannten stechenden Schmerz fühlen, als hättest du mir ganz beiläufig ein Messer in die Nieren gerammt. Ich hab mich wortlos meilenweit von dir entfernen, ohne nur einen Schritt von dir zu weichen. Wie ein Reflex, um mich kurz besinnen zu können, wer du eigentlich bist, wie wir hierhergekommen sind und ob ich gerade lieber woanders wäre. 




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