27. April 2015

Nicht zu benennen

Graue Haut, Adern durchscheinen in leichtem blau die Haut und entspringen wie Flüsse entlang der Schlüsselbeine. Ein weißer Raum. Nur wir zwei. Ich stehe am anderen Ende ihres Bettes. Sie liegt, fast regungslos und ich frage mich wo die Zeit geblieben ist. 16 Jahre sind nicht lang. Sie ist glücklich, sagt ich soll was aus meinem Leben machen, wünscht mir viel Glück und lebt als wär sie gerade der glücklichste Mensch. Und ich stehe hier. In mir bricht ein Vulkan aus und brennt alles nieder und sie liegt und in ihr breitet sich Wasser in der Lunge aus, bis sie irgendwann ertrinkt und ich sehe zu. Es ist ihr Wunsch jetzt zu sterben. Jetzt in diesem Augenblick und sie ist glücklich, weil sie weiß bald ist es so weit und ich liege abends in meinem Bett und will nicht wahr haben, dass Menschen, die mir nahestehen sterben. Gestern half sie mir das 1x1 zu lernen, heute weiß sie nicht mehr wer ich bin und morgen stehe ich vor einem grau-blauen Körper, der wenig später verbrannt wird. Ich weiß nicht ob ich dabei sein möchte, wenn sie ihre Augen schließt, ob ich kurz davor bei ihr gewesen sein möchte oder ob sie es sich anders überlegt und noch bei uns bleibt. Die Zeit wird mir so oder so nie genügen. Und warum sehe ich jetzt erst ein, wie wichtig manche Sachen sind. 
Am meisten tut das Zusehen weh, wenn sie fragt wer ich bin, und ich hoffe, so schlimm es ist, dass wenn es vorbei ist, alles besser wird.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr berührender, aber auch schöner Text :)
    Du kannst wirklich richtig tolle Texte schreiben :)
    Liebe Grüße
    http://venilista.blogspot.de/

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