Vergiss es. Unsere Kindheit war nicht für'n Arsch.
Wir waren zwar egoistisch und eingebildet. Allgemein total hässlich und dumm. Aber wir hatten Spaß und kamen so schön mit der Welt klar. Ich kam meine Beste Freundin mit dem Rad besuchen obwohl sie Kilometerweit weg wohnte, es regnete und nur weil wir uns gestritten hatten. Sie kam zu mir wenn ich krank war und hat mir Muffins und Bilder gebracht. Das war so viel wert. Wir haben so getan als wenn wir alles könnten. Fliegen bis zum Mond, dabei sprangen wir nur von einem abgesägtem Baumstumpf zum Nächsten. Und wir waren so stolz auf uns wenn wir auf das Dach der Rutsche auf'm Spielplatz kamen. Wir dachten wir können die Welt retten wenn wir gesagt haben, 'wenn ich groß bin, werd' ich ganz anderes sein.' Wir mussten zwar immer unsere Eltern fragen, aber es war okay, und sie brachten uns zum See im Sommer, fast jeden Tag waren wir da, irgendwann konnten wir allein bis zur Sandbank schwimmen und Steine suchen. Die Kleckerburgen hielten höchstens einen Tag, sie waren für uns Lebenswerke. Wenn wir tote Kleintiere fanden haben wir sie vergraben mit viel Trauer und Aufwand. Wir haben etwa Nichts, oder gleich alles geglaubt. Sogut wie jeder Film basierte auf wahrer Begebenheit, es sei denn es spielten keine echten Menschen mit. Unsere imaginären Freunde waren vielleicht peinlich, aber nicht umsonst. Wir sind nicht dumm davon geworden. Wir wussten immer dass es sie gar nicht wirklich gibt. Außer Nachts. Nach 12 Uhr ins Bett gehen war der Horror. Überall waren Geister und Männer die uns holen wollten., denn es war ja Geisterstunde. Es sei denn wir waren nicht allein. Wenn wir mindestens zu zweit waren haben wir uns sogar getraut nachts rauszuschleichen um Geister zu suchen. Später ist uns aufgefallen, dass nie irgendetwas da war. Wir waren immer allein auf den Straßen. Im Haus spielten wir Spion, das hat sich bis heut gehalten, nur dass es jetzt eine leicht kindische, nicht ernst zunehmende, spaßige Bedeutung hat. Im Winter haben wir uns Schutzwälle für Schneeballschlachten gebaut. Hauptsache war eigentlich man hatte einen schönen Schutzwall, nach dem Abendbrot durfte ich immer mit meinem Bruder raus um sie zu testen. Gewinnen oder Verlieren gab es nicht bei einer Schneeballschlacht, ich hab aus Prinzip immer gewonnen, weil ich den Mädchen- UND Geschwisterbonus bekam, denn ich war ja kleiner. Wenn ich mit meiner Freundin abends in den Schnee durfte, dann haben wir uns nur daran erfreut, dass alles so schön glitzert. Im Herbst waren Blumenfelder mächtig. wenn wir das perfekte gefunden hatten, sind wir nochmal nach Hause gegangen haben Brötchen, Obst, Apfelsaft und eine Decke geholt, sind wieder zurück gelaufen und haben gepicknickt. Es war so schön. Wenn mir danach war, bin ich nach dem Aufstehen in den Pool gehüpft, um 7 Uhr hatte er schon fast 20°C. Er war jah auch nicht sonderlich groß, oder tief, ich konnte immer daran stehen. erst ging mit das Wasser bis zur Hüfte. 60Centimeter ist eben nicht tief. Aber schön war er trotzdem. Ich bin verdammt oft in Gräben und Sümpfe gefallen, weil ich zu leichtsinnig war. Dann musste ich mich ins Haus schleichen, hoffen dass mich keiner sieht, keine Spuren hinterlassen, schnell umziehen, waschen, und weiter ging's. Natürlich wusste meine Mum immer was passiert war. Aber ich hab keinen Ärger bekommen. Mir ist aufgefallen, dass wir ständig in anderen Vergnügungsparks oder Bädern waren. Manchmal hab ich Selli mitgenommen, weil ich sie zum Spaß brauchte. Und im Urlaub waren wir auch ziemlich oft. Aber immer nur innerhalb von Deutschland, nie wo anders. Dafür kannte ich Deutschland aber schon verdammt gut in der zweiten Klasse. Bis ich 7 war, hat mir meine Mum immer mit Kuli ihre Handynummer auf den Arm geschrieben, und wenn ich sie verloren hatte, sollte ich irgendjemand meinen Arm zeigen. Die Idee war gut, aber ich kann nicht behaupten, dass ich irgendwann mal verloren gegangen bin. Außerdem waren wir fast jedes Jahr im Frühjahr Kaulquappen fangen, in Einweckgläsern, wir haben sie nach Hause gebracht und ohne jemandem davon zu erzählen im Gartenteich ausgesetzt. Es gab Jahre, in denen haben sie nicht überlebt, aber wenn sie überlebten, dann hat sich mein Opa später aufgeregt, dass sie viele Frösche im Garten rumhüpfen. Einige kamen sogar in den Keller, ich musste sie dann suchen gehen und nach draußen schaffen. Wir waren verdammt oft Radfahren mit Inlinern, besonders 2008. Ich bin mit meinem Bruder jeden jeden morgen nach Herzberg geradelt. Meine Mum fuhr mit dem Auto hin. Wir wollten aber unbedingt mit dem Rad fahren. Den Weg kannte ich auswendig. Mein damaliger Stiefvater wohnte da und Benny und ich haben ihn gehasst. Wenn ich jetzt daran denke, war er von allen, einer der Besten. Aber niemand übertrifft meinen Dad. Wenn ich bei ihm war sind wir morgens um 6 mit dem Motorrad auf irgendeinen Berg in der Nähe von Wittenberg gefahren, nur um den Sonnenaufgang anzuschauen. Einmal war ein altes Ehepaar auch da, aber sonst waren wir immer allein. Ich hatte nie einen eigenen Helm, hab immer den meiner Cousine genommen. Nur, da ich definitiv öfters mitfuhr, nutze hauptsächlich in ihn, er lag ständig in meinem Zimmer und so kann man behaupten dass ich ihn eingenommen hab. Ich könnte noch ewig weitererzählen. Von der Rapsfeldgeschichte, von wegen man darf nicht im Rapsfeld einschlafen. Von Esswettbewerben und geheimen Kühlschrankplünderungen in der Nacht, von Baumhäusern im Wald und unserem eigenem Reich. Von Orten wie 'Märchenwäldern' von denen wir niemals Erwachsenen erzählt haben und Versteckenspielen im Kindergarten; Nelly oder ich; einer von uns hatte eine Gehirnerschütterung. Wir wollten eben bei den Mülltonnen spielen, auch wenn sie es uns verboten hatten. Von eingeklemmten Fingern, Ameisenstraßen, das Schilderumstecken im Schulgarten und heimlichem Einbrechen in der Schule. Wie wir uns im Tiergarten verliefen und wer weiß wie viele giftige Pflanzen aßen. Hören wir auf. Unsere Kindheit war erfüllt mit Sonnenschein. Auch wenn keiner nachvollziehen kann was wir noch so
alles durchgemacht haben. Ich kann mich nicht beklagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen