29. September 2024

Los, Kraft

Das Blut in meinen Adern ist so laut, dass ich nicht schlafen kann. Die Zweifel überrollen mich wie ein Lastwagen und lassen mich gebrochen zurück. Steh' auf, sage ich mir und bleibe dennoch liegen, weil ich ohnehin nicht wüsste, wohin mich meine Beine tragen sollten. Meine Augen sind träge, die Müdigkeit kaum auszuhalten. Doch schließe ich sie, spielen sie mir Filme von traurigen Teenagern, die gedankenverloren durch die Straßen ziehen, Menschenmassen, die durch mich hindurch drängen und Hände, die nach mir greifen, um mich mitzunehmen, in ihren ganz eigenen Alptraum. Jede Berührung lässt mich mit einem brennendem Schmerz zurück und ich frage mich, ob ich nicht einen Fluss finden könnte, in dessen herbstliche Kälte ich mich legen könne. Ob er die Berührungen löschen könne, auch wenn kein Funke mehr bleibt. Denn ich glaube, treiben oder fließen, mich tragen lassen oder immerhin am Grund verstecken, das könnte ich jetzt vielleicht ganz gut. Also versuche ich erneut, aufzustehen. Anstatt zum Fluss, gehe ich allerdings ins Bad, putze mir die Zähne und mache, was der Tag von mir erwartet.