28. Juni 2024

Vier Jahre


 Zwischen kritischen Blicken und den vielen Fragen, was das an dieser oder jener Stelle auf meiner Haut sei, fällt es mir immer noch überwiegend leicht, bei mir selbst zu bleiben. Wären all die anderen nicht, denke ich mir dann, würde ich keine Sekunde daran zweifeln, dass ich nicht völlig in Ordnung bin. Vier Jahre sind vergangen und ich lebe tatsächlich ohne große Einschränkungen, genauso wie ich es mir gewünscht habe. Meine Narben begleiten mich weiterhin, wohin ich gehe und mittlerweile haben sie sich auch in mein Selbstbild eingebrannt. Sie würden mir nicht fehlen, wenn sie plötzlich verschwinden würden, keine Frage. Doch sie haben sich nun mal entschieden zu bleiben und es ist meine Aufgabe, sie würdevoll zu tragen, um mich zu verneigen vor denen, die wissen, wie schwer das Leben auf den Schultern wiegen kann und mich zu erheben vor jenen, die zu arrogant oder naiv sind, um die Leichtigkeit der Gesundheit zu schätzen. 

Ich erinnere mich noch daran, wie mir meine erste ebenfalls brandverletzte Physiotherapeutin sagte, das Leben mit Verbrennungen sei eines der Härtesten. Das ist in meinem Fall sicherlich übertrieben, schließlich stand ich schon vor ihr, gut gelaunt und zuversichtlich, dass für mich nur die guten Enden infrage kommen. Doch manchmal will ich trotzdem dran glauben und mich stark fühlen. Ansonsten dürfte ich mir fortan auch nicht mehr erlauben, bei Kleinigkeiten verletzlich zu bleiben. Wir sind heute da, wo wir eben sind, mein gefleckter, faltiger Körper und ich, wir sind nach wie vor ein gutes Team. Es gibt ehrlich keinen Grund, sich etwas anders einreden zu lassen.